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29
Mai
2011
Protektorenweste
Absorbieren statt Abprallen
Über welches Thema können sich Motorradfahrer noch
länger mit Diskussionen beschäftigen als über die Wahl der
richtigen Maschine? Richtig: Über das Thema der »besten
Schutzbekleidung«. Ein Bestandteil der Schutzbekleidung sind
die Protektoren welche in verschiedener Art und Weise mal
integriert sind, mal nachgerüstet werden können oder auch mal
gänzlich fehlen.
Die beiden zuletzt genannten Szenarien sind häufig bei
Rückenprotektoren der Fall. Die meisten aktuellen Jacken –
sowohl Leder wie auch Textil – haben eingearbeitete
»Taschen« in welchen Protektoren für den Rücken nachgerüstet
werden können. Da diese Nachrüstprotektoren in den Augen
mancher nicht viel mehr Schutz als ein paar Lagen Wellpappe
bieten können wird über eben diese eifrig gezankt und zu
separaten Rückenprotektoren mit Hartschalenüberzug oder eben
zu Protektorenwesten geraten.
Dank diverser Informationen und Fehlinformationen wird auch
eifrig über die Beschaffenheit solcher Protektoren und
Protektorenwesten in Foren diskutiert. Vom Konsens ist man
meistens recht weit entfernt, nur in einem Punkt ist man sich
einig: Es ist besser irgendeinen Protektor zu tragen als gar
keinen. Aber ist dem wirklich so? Mangels der Möglichkeit
selbst entsprechende Untersuchungen kostengünstig durchführen
zu lassen sagt mir mein gesunder Menschenverstand
folgendes:
- Ein Protektor muss den Schlag dämpfen.
- Ein Protektor muss bequem sitzen und darf mich nicht
beim Führen des Motorrads einschränken
- Ein Protektor darf nicht splittern oder brechen.
- Ein Protektor unter der Leder- oder Textilhaut der
Jacke muss selbst nicht auch noch unbedingt eine harte
Schale haben.
- Und abschließend: Es ist mir egal welche Farbe das Teil
hat – es ist unter der Jacke!
Angeboten werden Einschub-Protektoren aus mehrlagigem
Schaumstoff oder wabenartigen Kunststoffgeflecht (welche mich
eher an das Abstreifgitter für Malerarbeiten erinnern).
Weiterhin Protektoren mit hosenträgerartigen
Schulterschlaufen und einem integrierten Nierengurt, welcher
das Hochrutschen des Protektors verhindern soll (es aber in
manchen Fällen nicht vollständig verhindern kann). Außerdem
noch die Protektorenwesten, welchen ich beim heutigen
Blog-Eintrag die meiste Aufmerksamkeit – auch in Form von
Bildern – zukommen lassen werde.
Vor den Bildern und dem Text zu den Protektorenwesten von
»Super Shield« und »Vanucci« jedoch erst ein paar allgemeine
Informationen.
Deeplink Daten und
Fakten zum Schutz
Ein Protektor soll – wie es der Name schon sagt –
schützen. Doch welcher Schutz ist ausreichend? Welcher
erstrebenswert? Und wie sieht es in der Realität mit den
Prüfungsnormen aus? Hierzu ein kleines Zitat:
[...] Trifft nämlich eine normkonforme Restkraft von 35
Kilonewton tatsächlich auf Knochen und Gelenke, würde es
diese - salopp gesagt - pulverisieren. Medizinische
Studien, die jedoch nicht eins zu eins auf echte
Unfallverläufe übertragbar sind, haben ergeben, dass
menschliche Knochen maximal fünf bis sechs Kilonewton
aushalten. [...]
[1]
Die »normkonforme Restkraft« ist in der Norm EN 1621-2
definiert worden. Dieses Regelwerk gilt für
Rückenprotektoren. Für Gelenkprotektoren (Schulter,
Ellenbogen, Hüfte und Knie) gilt die Norm EN 1621-1.
Gemäß dem Zitat ist ein Bestehen eines Tests mit
anschließender Zertifizierung nur bedingt ein
Qualitätsmerkmal. Wichtig ist zu wissen, was es mit »Level A«
und »B« beziehungsweise »Stufe 1« und »2« auf sich hat:
-
Stufe 1/Level A
Die durchschnittliche Höchstkraft aus den
Schlagdämpfungsprüfungen muss unter 18 Kilo-Newton (kN)
liegen und kein Einzelwert darf über 24 kN liegen.
-
Stufe 2/Level B
Die durchschnittliche Höchstkraft aus den
Schlagdämpfungsprüfungen muss unter 9 Kilo-Newton (kN)
liegen und kein Einzelwert darf über 12 kN liegen.
Leider finden sich im Internet manche »Tipps«, welche
das deutsche Schulnotensystem auf die Levelangaben angewendet
haben. Aber: Level 2 ist besser als Level 1.
Unglücklicherweise treibt die Angabe mit den vertauschten
Werten weiterhin ihr Unwesen im Internet da entsprechende
Angaben von anderen einfach kopiert und weiterverbreitet
werden ohne das sie zuvor überprüft wurden.
Dennoch liegen auch die Werte von Level 2 über denen, welche
eigentlich beziehungsweise theoretisch menschliche Knochen
aushalten können. Demnach ist kein Protektor wirklich
ausreichend? Dieser Schluss könnte nahe liegen.
Allerdings muss auch hier wieder zwischen den Testbedingungen
im Labor und dem was auf der Straße wirklich passiert
unterschieden werden. Das genormte Testszenario sieht so aus,
dass ein 5 kg schweres Gewicht aus einer Höhe von einem Meter
auf den Protektor fällt. Gemessen wird die Restenergie.
Dieses Unfallszenario tritt in der Realität natürlich nicht
wirklich ein, aber irgendwie muss der Test durchgeführt
werden.
In Foren und auf Websites sind gelegentlich Kommentare zu
lesen wie »ohne meinen Rückenprotektor würde ich nicht mehr
fahren können« oder »dank des Protektors kann ich noch
laufen«. Ob der Protektor dafür wirklich verantwortlich ist
oder nicht möchte niemand testen müssen. In jedem Fall sind
sie davon überzeugt, dass der Protektor ihnen
schwerwiegendere Verletzungen erspart hat.
Deeplink
Unangenehmer Nebeneffekt: Der Rebound-Effekt
Von einem Rebound – im ökonomischen Sinn – spricht
man, wenn das eigentlich erwartete Einsparpotenzial nicht
erreicht wurde. Im übertragenen Sinne trifft dies leider auch
bei einigen Fahrerinnen und Fahrern zu, welche sich eine gute
bis sehr gute Schutzbekleidung gekauft haben.
Wer aussieht und sich fühlt wie die Gestalten aus »Mad Max
– jenseits der Donnerkuppel« sollte dennoch nicht
unbedingt auch so fahren. Schließlich wissen wir ja wie es
vielen so gekleideten Gesellen ergangen ist? Falls nicht:
Unbedingt noch mal die Filme anschauen.
Die Protektoren können im Allgemeinen bei einem Sturz
Verletzungen vermindern, allerdings bei hohen
Geschwindigkeiten oder ungünstigen Situationen nicht
vollständig verhindern. Daher gilt auch mit Rückenprotektor
das Übliche: Für andere Verkehrsteilnehmer mitdenken und
angepasst fahren. Wir sind in der Regel keine ausgebildeten
Stuntwomen oder Stuntmen und fahren auch nicht auf
abgesperrten Straßen mit riesigen Auslaufflächen.
Deeplink
Vor- und Nachteile von harten Protektoren
Rückenprotektoren haben teilweise den Spitznamen
»Schildkröte«, da sie wie ein Schildkrötenpanzer geformt sind
und eine Hartschale besitzen. Sowohl von der Optik wie auch
von der Haptik her vermitteln sie den Eindruck einen sehr
guten Schutz zu bieten. Einige Modelle haben eine eher dünner
gehaltene »Hartschale« und sind daher sehr leicht und bequem
zu tragen.
Andere Modelle haben eine sehr dicke und stabile Hartschale.
Der Begriff Panzer ist wirklich nicht zu weit hergeholt.
Anzutreffen sind solche Materialien allerdings eher beim
Offroad-Sport und aufgrund der eingeschränkten
Bewegungsfreiheit werden sie häufig als eher unbequem
wahrgenommen.
Wichtig ist zu verstehen welcher Protektor für welchen
Einsatz konzipiert wurde. Ein sehr langer, harter und steifer
Protektor wie er beispielsweise beim Motocross verwendet wird
auf einem Straßenmotorrad der Fahrerin beziehungsweise dem
Fahrer vermutlich schnell lästig werden.
Da man beim Motocross meistens im Stehen fährt und die
Beschaffenheit des Geländes (Geröll, Steine, etc.) weiche
Protektoren durchdringen könnte sind die Protektoren dem
Einsatzzweck angepasst: Lang heruntergezogen bis über den
Steiß und mit einer harten Schale versehen, welche in ihrer
Ausführung bestmöglichen Durchdringungsschutz bieten
kann.
Legt man sich einen solchen Protektor an und setzt sich auf
seine Straßenmaschine stößt er vermutlich auf der Sitzbank an
und schiebt sich bis hoch zum Helm. So ist es mir jedenfalls
mit zwei, drei Rückenprotektoren der Variante »Schildkröte«
ergangen.
Mögliches Resultat: Der teuer gekaufte Rückenprotektor bleibt
daheim im Schrank und man fährt ohne Protektor, da dieser bei
der Fahrt behindert beziehungsweise einfach nur unangenehm
ist.
Daher im Laden stets auch mal in die Hocke gehen, falls
vorhanden auf einen Stuhl oder auf eine bereitstehende
Maschine setzen. Sollte der Protektor nach oben geschoben
werden oder beim Sitzen unangenehm sitzen: Nicht kaufen,
sondern weiter nach dem passenden Exemplar suchen.
Der Unterschied zwischen Rückenprotektoren mit
Schultergurten und Protektorenwesten liegt natürlich in ihrer
Bauform und im Tragekomfort. Rückenprotektoren
»Schildkrötenpanzer« werden einfach übergezogen und halten
primär durch den integrierten Nierengurt.
Protektorenwesten sind wie der Name schon sagt eine Weste und
dementsprechend werden sie vorne zumindest über die Brust,
manchmal sogar bis unter den integrierten Nierengurt
geschlossen.
Nachdem ich einige »Schildkröten« und Protektorenwesten
anprobiert hatte stand für mich die Entscheidung fest: Eine
Protektorenweste sollte es werden.
DeeplinkProtektorenweste von »Super
Shield«
Nach der langen Einleitung nun endlich ein paar Bilder.
Zunächst von einer Protektorenweste der Marke »Super Shield«,
welche unter anderem von
Louis vertrieben wird.
Super Shield Protektorenweste
Die Protektorenweste ist nach Level 1 zertifiziert,
allerdings kann das Dämpfungselement einfach ausgetauscht
werden. Somit ist für einen geringen Betrag (ca. 20 Euro) ein
Umrüsten auf ein Level 2 zertifiziertes Dämpfungselement
möglich.
Das Dämpfungselement kann auch zum Waschen entnommen werden,
was nicht bei jedem Protektor möglich ist.
Die Weste selbst besteht aus einem »Mesh« genannten Stoff,
welcher sowohl als Netz für gute Belüftung sorgt und sich
gleichzeitig elastisch dem Körper anschmiegt.
Super Shield Protektorenweste
Das Logo der Marke »Super Shield«
Der relativ dünn geratene integrierte Nierengurt hält die
Weste beziehungsweise das Dämpfungselement an Ort und Stelle,
ein Verrutschen ist eigentlich ausgeschlossen. Ohnehin wird
dies nicht mehr passieren sobald man eine Jacke übergezogen
hat.
Die seitlich aufgebrachten dünnen Polster für die Rippen sind
meiner Meinung nach eher optisches Zierwerk als mit einer
tatsächlichen Schutzfunktion versehen.
»Bedeutungen der Angaben auf dem Rückenprotektor«
Lobenswert ist in jedem Fall die kleine Broschüre
welche an der Weste befestigt ist. Selbst wenn das Personal
im Laden keine Zeit hat kann man sich einfach und bequem über
die Eigenschaften der Weste informieren.
Die »Bedeutungen der Angaben auf dem Rückenprotektor« sind
einfach und verständlich in deutscher Sprache
enthalten.
Auch bei den Details kann die Weste punkten. So wird
beispielsweise der Reißverschluss oben von einer kleinen
Stofftasche abgedeckt. Der Verschluss selbst kann somit nicht
am Hals oder auf der Haut reiben.
Auch der Klettverschluss des integrierten Nierengurts fällt
großzügig aus. Zwar konnte speziell zu dieser
Protektorenweste in Foren der Kommentar gefunden werden der
Klettverschluss würde sich beim Bücken öffnen. Ich konnte
dies nicht nachvollziehen. Allerdings habe ich die Weste auch
in Größe L, vielleicht fällt der Klettverschluss bei
kleineren Größen etwas kleiner aus?
»Tasche« für den Verschluss
Klettverschluss vom Nierengurt
Wie oben schon erwähnt kann das Dämpfungselement entnommen
werden. Dies geschieht auf der Innenseite der Weste nach dem
Öffnen der beiden Klettverschlüsse. Diese wiederum stören
beim Tragen nicht, sie drücken nicht.
Das Dämpfungselement trägt die Zertifizierungsangabe »EN
1621-2 1« und weist das Dämpfungselement somit nach Level 1
zertifiziert aus.
Mit Klettverschluss versehene Protektorentasche
Das Dämpfungselement der Protektorenweste
Das Dämpfungselement besteht aus drei Lagen. Elemente nach
Level 2 sind oftmals ein wenig Dicker da sie ein oder zwei
zusätzliche Lagen aufweisen.
Auf dem Bild rechts ist das »Mash«-Gewebe gut zu erkennen
welches an den Seiten und auf der Brust für den sicheren Sitz
der Weste sorgt.
Das dreilagige Dämpfungselement (Level 1)
»Mash«-Gewebe: Luftdurchlässig und dehnbar
Am unteren Ende der Weste ist ein kleiner Schutz für das
Steißbein integriert. Dieser ist vom eigentlichen Protektor
unabhängig und kann leider nicht bei einer Reinigung
entnommen werden.
Steißbeinschutz der Protektorenweste
Geschlossener Nierengurt der Weste
Der Preis für die Protektorenweste schwankt offensichtlich
saisonal. Ich habe sie für rund 80 Euro erworben, für 70 Euro
haben anscheinend in den Wintermonaten andere für 70 Euro das
Protektorenhemd von »Super Shield« erwerben können.
Aktueller Preis: Knapp 80 Euro für die Weste
Es würde mich daher nicht wundern wenn in ein paar
Monaten die Protektorenweste für 40 oder 50 Euro als
»Sonderpreis« auf dem Etikett zu finden ist.
Deeplink
Protektorenveste von Vanucci
Vanucci ist eine Hausmarke von Louis, daher ist sie
(eigentlich) nur bei ihnen im Sortiment zu finden.
Vanucci Protektorenweste
Die Weste ist schon beim ersten Anblick höherwertiger
verarbeitet als das Modell von »Super Shield«. Zum einen
fallen die ansprechender wirkenden Materialien auf, weiterhin
ist sie auch bezüglich der Gestaltung durch farblich
abgesetzte Nähte und einem elegant in Szene gesetzten Logo
(siehe weiter unten) optisch Ansprechend gestaltet.
Aber was hilft einem gute Optik im Falle eines Unfalls?
Daher ein Blick auf die sicherheitsrelevanten Details der
Weste von Vanucci, welche es übrigens ebenfalls in einer
Version mit Schulter- und Ellenbogenprotektoren als
Protektorenhemd gibt.
Kragenpolster der Vanucci Protektorenweste
Rückansicht der Protektorenweste
Die Weste von Vanucci besitzt kleine Polster, welche als
»collar cushion«, also »Kragenpolster« bezeichnet werden. Ob
diese wirklich bei einem Sturz eine schützende Wirkung haben
halte ich persönlich eher für unwahrscheinlich. Ich habe sie
eher als störend und unangenehm empfunden, da meine Jacke
genau dort eng geschnitten ist und ich daher die beiden
kleinen Polster als permanenten Druck wahrgenommen
habe.
Der separat ausgeführte Steißbeinschutz kann zur Reinigung
der Weste nicht entnommen werden. Durch die Konstruktion ist
er während dem Tragen angenehm und der Protektor mutiert
nicht zum »steifen Brett« wenn er beispielsweise unter einer
Kombination zwischen Steißbein und Hose getragen wird.
Steißbeinschutz der Protektorenweste
Klettverschluss am Nierengurt
Der integrierte Nierengurt hat einen großzügigen
Klettverschluss mit welchem er sich sicher verschließen
lässt. Die Befestigung des Nierengurts an der Weste
verhindert ein Hochrutschen des Protektors.
Bei der Weste von Vanucci wird als Verschluss für die Tasche
des Dämpfungselements auf einen Reißverschluss gesetzt.
Dieser ist »umgekehrt« eingenäht, daher kann er nicht mit dem
Verschluss in den Rücken drücken oder stechen. Meiner Meinung
nach hätte ein Klettverschluss auch genügt.
Sehr schön kann man auf dem Protektor die Zertifizierung
erkennen: »EN 1621-2 2«, also Level 2 beziehungsweise Level
B.
Reißverschluss der Protektorentasche
Angabe auf dem Dämpfungselement (Level 2)
Im Vergleich zum Dämpfungselement aus der »Super
Shield«-Weste ist eine Lage mehr vorhanden. Diese macht den
Protektor gleichzeitig ein wenig sperriger, unflexibler.
Dennoch ist die Weste vom Tragekomfort angenehmer als eine
»Schildkröte« mit Hartschalenelementen.
Vierlagiges Dämpfungselement (Level 2)
Innen angebrachtes, zusätzliches Gewebe
Für die Belüfung wurde ein feinmaschiges »Mash«-Gewebe
verwendet, allerdings ist das Material an den meisten Stellen
doppellagig. Daher ist anzunehmen das man sich in der
Vanucci-Weste ein wenig wärmer fühlt als im »groblöchrigen«
Pendant von »Super Shield«.
Feinmaschiges Mash-Gewebe auf der Außenseite
»Tasche« für den Verschluss
Nicht übersehen werden dürfen natürlich auch bei Vanucci die
Details wie etwa die sehr saubere Verarbeitung und die kleine
Tasche für den Verschluss damit dieser – wie auch bei der
Weste von »Super Shield« – nicht am Hals kratzen
kann.
Vanucci-Logo auf der Brust
Aktueller Preis: Knapp 140 Euro für die Weste
Preislich liegt die Protektorenweste von Vanucci in einer
völlig anderen Region. Etwa 140 Euro sind fällig wenn man
sich für das zugegebenermaßen höherwertig verarbeitete Modell
mit besserem Dämpfungswert entscheidet. Allerdings auch hier
der Hinweis: Die Weste unbedingt anziehen und im Geschäft zur
Probe tragen. Wie oben schon geschrieben habe ich die Weste
von Vanucci ebenfalls angezogen und mir ist unangenehm
aufgefallen, dass mich die beiden »Polster« am Kragen stören.
Da ich weiß das meine Textiljacke gerade dort auch ein wenig
enger geschnitten ist – was vermutlich auch bei anderen
der Fall ist damit sie nicht flattert und Fahrtwind die Brust
auskühlt – hätte ich so vermutlich einen permanent
anliegenden Druck verspürt. Wie lange ich die Weste dann noch
getragen hätte? Vermutlich nicht wirklich lange
beziehungsweise oft...
Deeplink IXS »Assault Jacket«
Abschließend und eigentlich außer der Reihe noch ein
Modell, welches eigentlich nicht für den Motorradfahrer
entwickelt wurde: Das »Assault Jacket« von IXS.
Das Protektorenhemd ist eigentlich für Radfahrer entwickelt
worden, welche damit mit hoher Geschwindigkeit irgendwelche
Wege im Wald hinunter rasen. Anhand des »Assault Jacket«
lassen sich dafür gut die unterschiedlichen Materialien
vorführen und auch weshalb das »Assault Jacket« für
Motorradfahrer eher nicht geeignet ist.
Für rund 160 Euro erhält man das Protektorenhemd (auch als
»Protektorenjacke« angepriesen), welches unter anderem mit
folgenden Aspekten beworben wird:
- kompletter Oberkörperschutz
- atmungsaktiv durch »VentMesh«
- »NockOut« Polsterung zur Aufprall- und
Energieabsorption
- »Armadillo« Rückgratschutz
- Brust- Schulter- und Ellbogenschutz
- Nierengurt
Die Anforderungen sind auf den Einsatzzweck
zugeschnitten: Relativ leicht, guter Durchdringungsschutz und
besonders aufprallgefährdete Gelenke sind durch Hartschalen
geschützt.
»Assault Jacket« von IXS
»IXS Sports Division«
Ein klares Indiz dafür das es sich beim »Assault Jacket«
nicht um einen Artikel für Motorradfahrer handelt ist das
Etikett. Nicht »IXS Motorcycle Fashion« sondern »IXS Sports
Division« ist dort zu lesen. Somit gehört das »Assault
Jacket« zum Programm für Fahrrad- und nicht
Motorradfahrer.
Natürlich kann man so manchen Artikel auch auf dem Motorrad
nutzen, aber es geht ja um den eigentlichen
Einsatzzweck.
»Assault Jacket«
»Tasche« für den Verschluss
Die sinnvolle und nützliche »Tasche« für den Verschluss des
Reißverschluss ist natürlich auch beim »Assault Jacket«
vorhanden. Da im Gegensatz zur Sicherheitsbekleidung beim
Motorrad normalerweise nur ein leichtes Trikot aus Kunstfaser
über dem Protektorhemd getragen wird, müssen die Protektoren
entsprechend ausgestaltet sein. Daher sind durchweg alle
Gelenke mit Hartschalenprotektoren bestückt.
Hartschalenprotektoren am Ellenbogen
Hartschalenprotektoren an der Schulter
Das vorliegende »Assault Jacket« hat die Größenangabe L/XL.
Bei dieser Größe beträgt die Länge des ebenfalls mit
Hartschalen besetzten Rückenprotektors etwa 64 cm. Somit wird
man knapp unterhalb vom Nacken bis zum Steißbein vollständig
geschützt. Allerdings fällt die Abdeckung der Schulterblätter
zu Gunsten einer besseren Bewegungsfreiheit eher klein
aus.
Anders als auf einer Straßenmaschine mit Motor fährt man mit
einem Fahrrad mit deutlich mehr Körpereinsatz.
Dementsprechend wird natürlich auch ein Protektorenhemd
konstruiert.
Rückansicht des Protektorenhemds
Ca. 64 cm langer Rückenprotektor
Das Abdämpfen der Schläge wird durch Dämpfungsmaterial
übernommen. Dies kann leider nicht einfach ausgewechselt
werden wie es beispielsweise bei den beiden oben
vorgestellten Protektorenwesten der Fall ist.
Zugunsten der Bewegungsfreiheit ist die Brustplatte mit ihren
Dämpfungselementen nicht fest mit dem Nierengurt verbunden.
Elastische Schlaufen verbinden die Brustplatte allerdings mit
dem Nierengurt, welcher einfach eingefädelt wird.
Dämpfungselement auf der Innenseite der Weste
Schlingen für den Nierengurt
Da der menschliche Körper bekanntlich nicht streng nach Norm
auftritt sondern in diversen Formen und Größen daherkommt,
können die Schulterprotektoren sowie andere auch durch
elastische Gurte arretierbare Protektoren dem jeweiligen
Körper angepasst werden.
Wie bei vielen Protektorenhemden üblich wird der Ärmel am
Daumen mit einer Schlaufe fixiert. so bleibt beim Überziehen
vom Trikot oder auch bei vielen Bewegungen der Protektor für
den Ellenbogen auch dort wo er hingehört. Einfache, sehr
günstige Protektorenhemden verzichten auf eine solche
Schlaufe für den Daumen. Für Motorradfahrerinnen und -fahrer
gibt es dann häufig Probleme beim Anziehen: Sobald man in die
Jacke schlüpft, wird der Ellenbogenprotektor nach oben
verschoben.
Einstellbare, elastische Bänder
»Daumenschlinge« für festen Sitz
Deeplink Fazit und
Erfahrungsbericht
Mein persönliches Fazit und ein kleiner
Erfahrungsbericht zur Protektorweste von »Super Shield« soll
den Bericht auf dieser Seite abrunden.
Ich habe mich gegen eine »Schildkröte« und für die
Protektorweste entschieden da ich der Meinung bin, die
tatsächliche Dämpfungswirkung und wie pflegeleicht die Weste
im Vergleich zu einem Hartschalenprotektor ist eher zu mir
passt.
Schutz vor Abrieb erhalte ich durch Leder oder das abriebfeste Material
der Textiljacke. Ich fahre nicht mit einem sehr leichten Trikot
wie es beim MotoCross oder Downhill auf dem Fahrrad üblich
ist.
Ein Nebeneffekt der Weste: Ich schwitze wider Erwarten nicht
mehr so sehr am Rücken. Das Material ist gut durchlüftet und
ich habe – im Gegensatz zu Fahrten ohne die Weste –
sowohl in meiner Lederjacke wie auch bei meiner Textiljacke
trotz strahlendem Sonnenschein ein weniger verschwitztes
T-Shirt.
Während dem Fahren spüre ich den Protektor nicht, lediglich
der Nierengurt ist ein wenig unangenehm da für meinen
Geschmack zu schmal ausgefallen. Wenn ich ihn schließe habe
ich das Gefühl mich einzuschnüren. Vielleicht ist es aber
auch nur Gewöhnungssache, da ich breitere Nierengurte gewöhnt
bin.
Ich bin nur einmal mit einem Hartschalen-Rückenprotektor
gefahren. Dieser ist leider immer (wie weiter oben schon
geschrieben) auf der Sitzbank aufgestanden und dabei sogar
die Unterkante vom Helm berührt. Dies wohlgemerkt bei einer
ziemlich aufrechten Sitzposition. Auf einer Supersportler
tritt dieser Effekt vermutlich nicht in diesem Rahmen
auf.
Ein weiterer Unterschied ist der Steißbeinschutz: Die
flexibel konstruierte Version der Protektorenweste war sehr
viel angenehmer, auch unter der Lederkombi bei welcher
logischerweise der Protektor auch zwischen Gesäß
beziehungsweise Steiß und der Hose sitzt. Mit einem
Hartschalenprotektor habe ich dies nicht ausprobiert, stelle
es mir allerdings unter Umständen ein wenig unbequem vor, da
man durch das »Brett im Rücken« vermutlich in der Bewegung
eingeschränkt wird?
Daher abschließend: Ich bin mit der Protektorenweste
zufrieden. Wer sich lieber mit einem Hartschalenprotektor für
den Rücken anfreunden kann, findet damit eventuell auch sein
Glück. Aber unbedingt zur Probe sitzen. Wäre schade wenn man
viel Geld für Schutzbekleidung liegen lässt und sie dann
nicht nutzt.