12
März
2011
Schwäbische Alb
Unterwegs zwischen Ulm und Nürtingen
Strahlender Sonnenschein, etwa 14°C und Wochenende. Was
will man mehr? Nun ja, man könnte sich eine richtig
eingestellte Digitalkamera wünschen. Merke: Wer nachts
unbedingt den s/w-Modus seiner Digitalkamera testen muss, der
sollte sie auch wieder zurückstellen.
Den blauen Himmel und den strahlenden Sonnenschein muss man
sich nun eben bei den nostalgisch anmutenden Bildern einfach
vorstellen können...
Zwischen Drackenstein und Gosbach
Jedenfalls war es ab etwa 13 Uhr am Nachmittag gut zu
fahren und den ersten Teil der Strecke war sogar relativ
wenig los. Wenige PKW, wenige andere Motorräder – mal
abgesehen vom Fahrschulfahrzeug mit Anhänger hintendran lief
es also gemütlich und sehr flüssig.
Die Strecke habe ich einfach mal bei maps.google.de
eingetragen.
Zwar kann man auch darauf nicht den Blick auf die A8 am
Drackensteiner Hang von unten sehen, aber zumindest kann man
nachschauen wo in etwa das Bild oben entstanden ist. Nächstes
Mal ist die Autobahn von unten mit drauf, versprochen.
Ganz bis nach Nürtingen hat es uns dann doch nicht geführt,
auch wenn der Titel des heutigen Beitrags dies eigentlich
vermuten lässt. Aber die knapp fünf Kilometer hin oder her
stören hoffentlich nicht weiter. Zumindest hat man eine
Vorstellung in welchem Bereich wir zu zweit unterwegs
waren.
An der L 211 zwischen Grabenstetten und Bad Urach
Etwa 180 km, die eine oder andere schmale und enge
Kurve und auch viele regelrecht entspannend wirkende Straßen
ohne spektakulären Verlauf.
Es ist sicherlich für jeden Geschmack etwas dabei.
Mangels netter Kamera an einer der beiden Maschinen gibt es
leider keine Impressionen während der Fahrt als
Video.
Die schmalen Straßen mit vielen engen Kehren gehörten uns
eigentlich ganz alleine. Dorthin hatte sich sonst wohl kein
PKW und Motorradfahrer verirrt. Ab Hepsisau war es dann
allerdings deutlich voller auf den Straßen, insbesondere was
es die sogenannten »einspurigen Fahrzeuge« anbelangt.
Ich stellte dann wohl mit 95 km/h (laut Tacho) für viele ein
rollendes Hindernis dar. Zumindest wurde ich eifrig von mal
mehr, mal weniger bunt angezogenen Fahrern auf ihren
Motorrädern mit teilweise sicherlich der siebenfachen
Leistung überholt.
Ein wenig mulmig ist einem dann doch zu mute wenn man selbst
die nächste Kurve und möglicherweise vorhandenen Gegenverkehr
nicht einsehen kann, der Überholende sich aber darüber wohl
keine großen Gedanken macht.
Jedenfalls waren die ruhigen Streckenabschnitte definitiv die
angenehmeren. Mal von mehreren Zentimeter tiefen Spurrillen,
faustgroßen Steinen und kleinen Ästen mitten auf der Straße
abgesehen. Immerhin kein Rollsplitt, dennoch war die
altbekannte Regel »nur so schnell fahren wie man den Bremsweg
sehen kann« nicht fehl am Platze.
Preise der Avia Tankstelle in Lenningen
Wenig erfreulich war der notwendige Tankstopp in
Lenningen. Die Preise sprechen für sich – allerdings waren
die Preise
vor einem
Jahr auch nicht sonderlich prickelnd. 6 Cent unterschied
von »Super E5« 2010 auf »Super E10« 2011.
Moment... »Super E10«... das vermeindliche Teufelszeug
welches Dichtungen, Aluminium und Stahltanks auffrisst? Ja,
genau dieses »schlimme Zeug«.
Aber zunächst noch eine kleine Bemerkung am Rande bezüglich
Automatentankstellen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil
solcher Automatentankstellen wie ich ihn schon in der
Schweiz genossen habe: Man darf seinen Helm aufbehalten. Bei
Shell darf man das ja nicht. Oder zumindest nicht mit
aufgesetztem Helm die Schiebetüre durchschreiten.
Deckel auf, hinein kann das Benzin
Er wird aber wohl nicht...
Nun wieder zurück zum vermeindlichen Teufelszeug, was nun
seit etwa eineinhalb Monaten an den deutschen Tankstellen
verkauft wird: »Super E10«. Benzin mit (mindestens) 95 Oktan
und einem Anteil von 10% Vol. Ethanol.
Horrormeldungen wie oben geschrieben durchziehen die
Nachrichten und natürlich auch Internetforen. Nur ich sehe
das irgendwie gelassen. Vielleicht, nein ganz bestimmt liegt
dies daran, dass ich schon seit 2006 eifrig bei den Ethanol
tankenden PKW-Fahrern in ihren Foren mitlese und
mitdiskutiere. Wenn es einem alten Audi 80 nach über
100'000 km noch nicht mit E85 (also Super mit einem
Anteil von 85% Vol. Ethanol) den Garaus machen konnte, dann
wird es meiner
französischen
Chinesin brasilianischer Abstammung wohl auch nicht
schaden. Schließlich wird in Brasilien mit etwa 25% Vol.
Ethanol im Benzin herumgefahren und die Motoren der YBR 125
werden sich sicherlich nicht in ihrer
Materialszusammensetzung derartig unterscheiden.
Oh nein: E10 in den Tank der YBR 125
Tankrechnung und Kilometerstand
Also rein in den Tank mit dem Zeug. Sie hat sich beim ersten
Starten nicht geziert, geschüttelt oder nicht starten wollen.
Alles wie gehabt: Ein kurzer Druck auf den Knopf für den
E-Starter, schon schnurrt der Motor mit seinen 125 ccm unter
mir und die kleine Tagestour kann weitergehen.
Angst vor Ethanol im Tank habe ich nicht. Auch nicht davor,
dass sich nun plötzlich mehr Wasser in meinem Tank befinden
könnte. Dies ist ja auch eines der Märchen, welches sich
wacker hält. Ja, Ethanol ist hygroskopisch. Aber das bedeutet
nicht das das Ethanol im Benzin nun versucht den Tank mit
Wasser aus der Luft aufzufüllen.
Ethanol und Wasser bilden ein »positives Azeotrop«. Positive
Azeotrope können nicht einfach wieder in ihre beiden
Bestandteile zerlegt werden. Auch nicht per Destillation
(welche angeblich im von der Sonne aufgewärmten Tank
stattfindet

), da der Siedepunkt eines Azeotrop ist
kleiner als jene der Einzelkomponenten.
Letztlich nimmt Ethanol maximal ca. 4,4% Wasser auf und
bindet es, dann ist es gesättigt. Mehr passiert nicht.
Früher hat man nach dem Winter Spiritus in den Tank gekippt
auf das dies das über den Winter als Kondensat im Tank
gesammelte Wasser am Boden des Tanks »absorbiert«. Damals war
also Alkohol im Tank gut. Heutzutage ist Alkohol im Tank also
schlecht... Wie sich die Zeiten doch ändern.
Oberhalb von Seeburg bei Münsingen
So, genug über Ethanol im Benzin philosophiert, weiter
im eigentlichen Text. Da ich um 16 Uhr einen Termin in der
Ulmer Innenstadt hatte, ging es relativ zeitig wieder zurück
dorthin. Jedoch nicht ohne einen letzten Zwischenstopp bei
Seeburg.
Nach einem kurzen Abstecher auf die B465 mit ihren
langegezogenen Kurven war dies auch angebracht, schließlich
war dort leider ein sehr starkes Aufkommen von Motorrädern.
Wieder das gleiche Szenario für mich wie schon oben
beschrieben: Angenehm fahren ist anders. Wenn man alle paar
Sekunden besser in den Rückspiegel schaut ob nicht doch
jemand trotz Gegenverkehr zum Überholen ansetzen will kommt
bei mir jedenfalls keine gute Laune auf.
Geradezu langweilig da völlig ohne irgendwelche besonderen
Ereignisse gestaltete sich die Rückfahrt über Blaubeuren und
Blaustein nach Ulm auf der B28.
Hoffentlich bleibt das Wetter nun die nächsten Wochenende
auch so. Nicht das der Winter doch noch mal zurückkehrt. Von
der Temperatur her war es jedenfalls sehr angenehm zu fahren.
Wenn erst einmal das Wetter länger so ist wird sich
vermutlich auch das Motorradaufkommen auf so manchem
Streckenteil ein wenig entspannen. Ich hoffe es jedenfalls.