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01
Juli
2011

Neue Reifen für die YBR

Reifenfabrikatsbindung oder nicht?

In der Zulassungsbescheinigung Teil 1 ist bei der YBR 125 ein Vermerk zu finden: »Reifenfabrikatsbindung gemäß Betriebserlaubnis beachten«. Dieser Zusatz ist ein Standardsatz, welcher scheinbar immer mit aufgeführt wird.

Dieser kann laut Yamaha ignoriert werden, da die Betriebserlaubnis der YBR 125 keine Reifenfabrikatsbindung beinhaltet, sondern lediglich »Vorschläge« in Form einer »Empfehlung« unterbreitet.

Eintrag »Reifenfabrikatsbindung«
Eintrag »Reifenfabrikatsbindung«
Daher ist es möglich und zulässig statt der für das Hinterrad aufgeführten »CHENG SHIN/SAKURA S-180« und »PIRELLI/CITY DEMON« (Siehe Bedienungsanleitung Seite 2 – 11) auch die Reifen anderer Hersteller wie etwa Michelin, Metzeler oder ein anderes Modell von Pirelli aufzuziehen – selbstverständlich ohne das diese anschließend oder zuvor in den Papieren eingetragen werden müssen.

Die empfohlenen Reifen sind vom Hersteller »positiv getestet worden«, allerdings besagt dies nichts über die tatsächlichen Qualitäten der Reifen, beispielsweise bei Regen (bei denen die Sakura nicht wirklich angenehm sind).

Alternativen für die YBR 125 sind unter anderem Metzler Perfect ME 22 (günstiger Schlauchreifen), Pirelli MT 65 (Schlauchreifen im mittleren Preissegment) und der Michelin Pilot Sporty (teuerste Alternative, dafür auch schlauchlos zu verwenden).

Die meisten fahren ihre 125er zu kurz um alle drei Reifenmarken und -varianten miteinander vergleichen zu können. Zumal ein frisch aufgezogener Reifen in der Regel immer besser ist als der zuvor abgefahrene Pneu und somit keine objektive Bewertung möglich ist.

Zusammenfassend kann man wohl anhand der Forenbeiträge feststellen, dass der originale Sakura 15'000 bis 20'000 km erreichen kann, allerdings aufgrund seiner Härte nicht allzuviel Grip liefert und bei Regen extrem unangenehm wird.

Die günstigste Alternative in Form des Metzeler ME 22 soll ähnlich haltbar wie der Sakura sein, dafür auch bei Regen an seine Grenzen stoßen.

Über den Pirelli MT 65 gibt es nur wenig von Motorradbesitzern zu lesen. Zwischen 7'000 und 10'000 km Laufleistung bis er bei unter 1,6 mm angekommen ist (wobei 1 mm Restprofil bei einer 125er in Deutschland gemäß §36 StVZO ausreichen). Sowohl auf trockenen wie auch auf nassen Straßen soll er deutlich besser als Sakura und Metzeler abschneiden.

Der teuerste Reifen der genannten drei Alternativen ist der Michelin Pilot Sporty. Dieser wurde bislang von allen Besitzern sowohl auf trockener wie auch auf nasser Fahrbahn sehr gelobt. Zudem soll er mit einer Laufleistung von 10'000 bis 15'000 km trotz des höheren Anschaffungspreises auch nicht teurer als der vermeindlich günstigere Metzeler ME 22 kommen.

Wichtig ist in jedem Fall eins: Der Lastindex muss zur Eintragung in den Papieren passen. Im Falle der YBR 125 ist ein Lastindex von »57« angegeben, dies kann dem Eintrag »90/90-18 M/C 57P« entnommen werden.

Genug der Einleitung, nun ein paar persönliche Erfahrungen – im wahrsten Sinne des Wortes – dank meiner YBR 125. Die originale Bereifung mit Sakura ist tatsächlich so haltbar wie angegeben. In der Bedienungsanleitung wird das Mindestprofil mit 1,6 mm angegeben was allerdings bei einer Kontrolle dank des bereits erwähnten §36 StVZO keine Rolle spielen sollte:

(2) Die Räder der Kraftfahrzeuge und Anhänger müssen mit Luftreifen versehen sein, soweit nicht nachstehend andere Bereifungen zugelassen sind. Als Luftreifen gelten Reifen, deren Arbeitsvermögen überwiegend durch den Überdruck des eingeschlossenen Luftinhalts bestimmt wird. Luftreifen an Kraftfahrzeugen und Anhängern müssen am ganzen Umfang und auf der ganzen Breite der Lauffläche mit Profilrillen oder Einschnitten versehen sein. Das Hauptprofil muß am ganzen Umfang eine Profiltiefe von mindestens 1,6 mm aufweisen; als Hauptprofil gelten dabei die breiten Profilrillen im mittleren Bereich der Lauffläche, der etwa 3/4 der Laufflächenbreite einnimmt. Jedoch genügt bei Fahrrädern mit Hilfsmotor, Kleinkrafträdern und Leichtkrafträdern eine Profiltiefe von mindestens 1 mm.
Quelle: §36 Absatz 2 StVZO

Da Vorgaben allerdings nicht die Physik aufheben können und im Falle des Sakura bei Regen schon bei mehr als dem Mindestprofil schon ein unangenehmes Fahrverhalten auftritt, sollte man den Reifen nicht bis ans Limit abfahren.

Wie sieht so ein Sakura nach 10'000 km aus? Genau so:

Herstellungsdatum: 3. Woche 2005
Herstellungsdatum: 3. Woche 2005
Messung Profiltiefe am Rand
Messung Profiltiefe am Rand


Wie man auf dem Bild gut erkennen kann ist das Profil am Rand beinahe noch vollständig erhalten. 5 mm sind außen noch vorhanden.

5 mm Profiltiefe (am Rand)
5 mm Profiltiefe (am Rand)
In der Mitte deutlich weniger Profil
In der Mitte deutlich weniger Profil


Allerdings interessiert niemanden bei einer Kontrolle das Profil am Rand, sondern wie es um die Lauffläche und somit um die beiden Profilrillen rechts und links von der Mitte.

Diese haben nach 10'000 km nun noch eine Tiefe von 1,8 bis 2,0 mm – je nachdem wo man misst. Also eigentlich noch mehr als genug Profil? Wieso dann der Wechsel? Ganz einfach: Weil es einfach schrecklich mit dem Reifen am Heck ist wenn man regelmäßig im Regen fährt.

Zudem altern die Reifen und nach nun rund 6 Jahren ist es einfach auch an der Zeit den Hinterreifen zu wechseln.

Zustand vom Vorderrad (ca. 5 mm Profiltiefe)
Zustand vom Vorderrad (ca. 5 mm Profiltiefe)
Zum Vergleich auch noch das Profil vom Reifen am Vorderrad: Rund 5 mm Restprofil trotz 10'000 km Laufleistung. Immerhin hatte ich bei Regen nie das Gefühl das es am Vorderrad irgendwie schwammig wird – ganz im Gegensatz zum Heck der YBR 125.

DeeplinkWas bedeutet »90/90-18 M/C 57P«?

Was nun noch offen bleibt ist die Antwort auf die Frage was sich hinter der Bezeichnung »90/90-18 M/C 57P« verbirgt.

90/90 bedeutet das der Reifen 90 mm breit ist, und das Verhältnis von Reifenhöhe zur Reifenbreite 90% beträgt.

18 steht für den Felgendurchmesser in Zoll.

M/C steht für »Motorcycle« und ist eine Pflichtkennung für Amerika welche sich seit 2003 auf allen Motorrad- und Rollerreifen befindet.

57 steht für den Traglastindex. 57 bedeutet, dass der Reifen mindestens eine Traglast von 230 kg haben muss, daher müssen die Flanken verstärkt sein (Schriftzug »reinforced«)

P ist der Geschwindigkeitsindex für die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h

Wird der Reifen getauscht muss der neue Reifen auch diese Anforderungen erfüllen, was natürlich beim Michelin Pilot Sporty der Fall ist.

Lastindex »57« am Sakura (Originalbereifung)«
Lastindex »57« am Sakura (Originalbereifung)
Lastindex »57« am Michelin Pilot Sporty
Lastindex »57« am Michelin Pilot Sporty


Herstellungsdatum: 43. Woche 2010
Herstellungsdatum: 43. Woche 2010
Angeblich ist es schwer Reifen mit dem Lastindex »57« und dem Geschwindigkeitsindex »P« zu finden. Lange Lieferzeiten sind angeblich zu erwarten.

Beim ersten Händler hatte ich mich doch tatsächlich 2 Monate vertrösten lassen dürfen – bis ich dann bei einem anderen Händler nachgefragt habe. Nach drei Tagen war der Reifen auf der Felge meiner YBR montiert.

Offensichtlich muss man die richtige Wahl beim Händler treffen. Die Reifen kommen aus Fernost (»made in taiwan«), waren aber sicherlich nicht seit Herbst 2010 in einem Container unterwegs sondern lagen schon beim einen oder anderen Zwischenhändler parat.

Kosten für den Reifen inklusive Wechseln und Entsorgung des alten Reifens in einer Fachwerkstatt: 111,41 Euro. Natürlich kann man sich noch ein wenig Geld sparen wenn man das Rad selbst ein- und wieder ausbaut, andererseits macht dies nur ein paar wenige Euro aus. Einfach 3x kein Menü in einem Fastfood-Lokal seiner Wahl konsumieren, schon ist man wieder auf Null.

Reifendruckvorgaben für die YBR 125
Reifendruckvorgaben für die YBR 125
Abschließend noch eine Anmerkung zur Reifendruckangabe auf dem Kettenschutz der YBR 125. Manche versuchen umständlich über Formeln die Reifendruckvorgabe zu entschlüsseln in dem sie die Angabe für psi in bar umrechnen.

Dabei ist es viel einfacher: Der relative Reifendruck (Überdruck im Reifen im Vergleich zur Umwelt) wird in bar angegeben.

Die Angabe in kPa (Kilopascal) ist ebenfalls eine Maßeinheit für den Luftdruck:

1kPa sind 0,01 bar, somit entsprechen 175 kPa einem Druck von 1,75 bar.

Man benötigt daher keinen Taschenrechner, sondern verschiebt einfach das Komma beim Wert in kPa. Fertig.
Über den Autor dieses Beitrags
Avatar Martin »X_FISH« Schmidt
E-Mail: lqTyhDUyvpzMlMKIhYzEyoJS
Websites: www.x-fish.org www.gaskutsche.de
YBR-125-Besitzer von 05.2009 bis 07.2011
Führerschein seit 07.2011 (A), 08.2009 (A1), 10.1993 (B)
Aktuelle Maschine: '95 Yamaha XJ 600 S / '97 Suzuki GSF 1200
Weitere Informationen: Blog-Startseite
ICQ44570609

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