29
April
2010
Einmal Aargau und zurück
400 km und vier mal über die Grenze
Ich hatte noch ein Überbleibsel in der Schweiz: Mein
Girokonto. Dies konnte ich vor meinem Umzug zurück nach
Deutschland letztes Jahr nicht mehr auflösen, da noch nicht
alle Zahlungen eingegangen waren. Viel war nicht mehr auf dem
Konto – jedoch wurde es aufgrund der anfallenden Gebühren
nach und nach immer weniger.
Am heutigen Tag hatte ich Glück mit dem Wetter: Von
Oberschwaben bis in den Kanton Aargau hinein strahlender
Sonnenschein ohne Wolken und das den ganzen Tag lang. Rauf
auf die YBR und los ging es in Richtung Schweiz.
Geschwindigkeitsbegrenzungen in der Schweiz
Grenzübergang Stein am Rhein (schweizerische Seite)
Das Wetter hätte wirklich nicht besser sein können und die
freien Straßen trugen ebenfalls zum entspannten Fahren bei.
An einem Donnerstag sind am späten Vormittag kaum PKWs
unterwegs und die paar LKWs bewegen sich ja glücklicherweise
in etwa gleich schnell wie eine 125er fort.
Gut gelaunt und ohne jegliche Kontrolle habe ich nach knapp
zwei Stunden Fahrt die Grenze in die Schweiz bei Stein am
Rhein überquert.
Nach einer kurzen Pause um sich mal die Beine vertreten zu
können ging es auch schon weiter in Richtung Schaffhausen. Ob
ich wohl noch kurz am Rheinfall vorbei schauen sollte? Na,
lieber nicht auf der Hinfahrt. Wenn, dann auf der Rückfahrt.
Der Zeitplan war ein wenig eng bemessen, schließlich wollte
ich am Abend noch auf das Konzert einer Blues-Rock-Band
gehen. Also durch Schaffhausen hindurch, wo ich das Gefühl
bekam, von Toyota Prius Hybrid verfolgt und umzingelt zu
werden.
Jedenfalls hatte ich so viele Toyota Prius binnen weniger
Minuten noch nie gesehen gehabt. An einer Ampel kam es zu
einer netten »Gegenüberstellung«. Ich war mit meiner
Warnweste unterwegs und wurde vom
Fahrer (oder der Fahrerin?) einer dunkelblauen Honda Pan
European überschwenglich winkend begrüßt. Auf der Sitzbank
der Honda saß jemand, welcher wie ich mit leuchtend gelber
Warnweste umherfuhr. Vermutlich war das der Anlass für das
extrem freudige Winken?
Weiter durch die Schweiz, immer schön mit einem Auge auf dem
Tacho damit der Geldbeutel in jedem Fall geschont wird. Ich
musste schon auf dem deutschen Teil der Strecke immer wieder
feststellen, wie oft ich automatisch über 80 km/h fahre, was
in der Schweiz schnell teuer werden kann.
Bei Klettgau ging es dann über den zweiten Grenzübergang
zwischen der Schweiz und Deutschland. Die schnellste Strecke
nach Bad Zurzach zur nächstgelegenen Bankfiliale führte mich
wieder zurück in das Land, in welcher man mit 100 km/h über
die Landstraßen rollen darf – sofern einem Schilder nichts
anderes befehlen.
Leider hatte ich bei meiner Planung unterschätzt, wie sehr
sich das nur knapp 60 km lange Stück von Stein am Rhein nach
Bad Zurzach doch ziehen kann. Anstatt der knappen Stunde,
welche ich geplant hatte, war ich fast zwei Stunden unterwegs
und natürlich prompt in der Mittagspause der Bankfiliale vor
deren Pforten angekommen.
Ich hatte nun die Wahl vor der Bank herumsitzen zu müssen
oder aber weitere 45 Minuten zu meinem früheren Wohnsitz in
der Schweiz zu fahren.
Kurzer Besuch am früheren Wohnsitz in der Schweiz
Irgendwo im Aargau: Yamaha YBR 125 ED
Die Wahl in Motorradkluft vor einer Bank sitzend zu schwitzen
oder bei bestem Wetter einfach noch ein paar Kilometer zu
fahren fiel mir leicht: Weiter in den Kanton Aargau hinein.
Ich stattete meinem früheren Vermieter einen kurzen Besuch ab
und begrüßte unter anderem auch eine der beiden Katzen,
welche mir wohl berichten wollte, was im letzten halben Jahr
so los war. Zumindest »erzählte« sie mir so einiges als ich
im Garten saß.
Hätte ich noch ein wenig mehr Zeit gehabt, wäre ich auch noch
bei meinem damaligen Arbeitgeber vorbeigefahren. Jedoch war
es schon etwas knapp. Rund vier Stunden würde die Rückfahrt
dauern und somit musste ich um etwa 15:15 Uhr in Bad Zurzach
abfahren um am Abend noch pünktlich daheim sein zu können.
Dies hatte ich dann auch noch mit geringer Verzögerung knapp
geschafft. Der Papierkram für die Auflösung eines Girokontos
inklusive Wartezeit am einzigen geöffneten Schalter hatte
auch einiges an Zeit in Anspruch genommen.
Geschwindigkeitsbegrenzungen in Deutschland
Um etwa 15:20 Uhr war ich dann erneut am Grenzübergang
in Rheinheim. Das dritte Mal über die Grenze zwischen der
Schweiz und Deutschland.
Mit etwas Glück sollte es noch klappen etwa drei bis
dreieinhalb Stunden später daheim anzukommen.
Jedoch hatte ich die Rechnung ohne die Bahnübergänge auf der
Strecke gemacht. Den Stau am ersten Bahnübergang konnte ich
noch geschickt umgehen in dem ich einfach den Tank der YBR an
der genau am Stauende gelegenen Tankstelle aufgefüllt
habe.
Euro-Preisangaben in der Schweiz
Tanken in der Schweiz (kurz vor Schaffhausen)
Tja... Nach dem Tanken ist vor dem Warten. Inzwischen hatte
der nächste Zug am Bahnübergang für den nächsten Stau
gesorgt. Bis ich die Kamera wieder im Topcase verstaut hatte,
konnte ich mich jedenfalls ein paar Meter weiter wieder artig
in die Schlange einreihen.
Der nächste Stau wartete anschließend in Schaffhausen auf
mich. Ich hatte es natürlich geschafft mitten in den
Berufsverkehr zu geraten. Auf der Hinfahrt war ich jedenfalls
deutlich schneller durch Schaffhausen hindurch. An einen
Abstecher zum Rheinfall war leider nicht mehr zu denken.
Aber: Die nächste Tagestour bei schönem Wetter kommt
bestimmt.
Zwischenstopp am Volg in Wagenhausen
Die letzten Franken als Münzgeld habe ich in einem
»Volg« für ein bischen Wasser mit Grapefruitgeschmack und
viel, viel Zucker ausgegeben, welches ich dann gleich mit
Fachwerkidylle im Hintergrund genießen konnte.
Danach über den Rhein und in Stein am Rhein zum vierten und
letzte Mal über die Grenze nach Deutschland.
Motorradparkplatz fast direkt am Bodensee
Bei Bodman-Ludwigshafen am Bodensee
Inzwischen war es kurz vor 17 Uhr und somit war es für mich
unmöglich vor 19 Uhr daheim anzukommen. Aber: Das Konzert
sollte ja auch erst um 21 Uhr beginnen. Daher habe ich mir
auf der letzten Etappe im Gegensatz zur Hinfahrt noch zwei
kurze Pausen gegönnt. Die erste nach etwa einer Stunde Fahrt
bei Bodman-Ludwigshafen am Bodensee auf einem Parkplatz,
welcher an Feiertagen und dem Wochenende bei strahlendem
Sonnenschein sicherlich nicht so leer sein dürfte wie es
heute der Fall war.
Der Inhalt der Flasche mit dem Grapefruit-Zuckerwasser nahm
wieder ab und ich wurde von vorbeifahrenden Auto- und
Motorradfahrern etwas seltsam beäugt. Vermutlich lag dies an
der Weste und sie überlegten ob der ADAC nun mit 125ern
unterwegs ist?
Kleine Pause auf dem sehr leeren Parkplatz
YBR 125 ED im Gegenlicht
Nur etwa 20 Minuten später habe ich der Aussicht halber noch
einen weiteren Parkplatz angesteuert. Eigentlich hatte ich
gehofft Überlingen und den Bodensee schön auf ein Bild zu
bekommen. Jedoch war die Aussicht dann nicht ganz so
berauschend. Daher kurz den Rest der Flasche geleert, noch
drei Bilder gemacht und dann die letzten paar Kilometer auf
der B31 in einem Rutsch nach Hause gefahren.
Auf einem Parkplatz bei Überlingen
Blick auf die B31 in Richtung Friedrichshafen
Überreste von Insekten nach knapp 400 km Fahrt
Irgendwie lief es auf eben diesem letzten Stück dann
auch schneller als zwischendurch vermutet.
Denn nur wenige Minuten nach 19 Uhr stand ich vor der Türe
und begutachtete die auf dem Visier angesammelten Überreste
von Insekten, deren Leben auf den knapp 400 km ein Ende
gefunden hat.
Mit dem PKW beziehungsweise meinem VW Bus bin ich die gleiche
Strecke vor etwas über einem Jahr auch schon gefahren. Viel
schneller bin ich damit auch nicht gewesen. Aber ich konnte
definitiv mehr Gepäck mitnehmen.

So gesehen kann ich mit
der Reisegeschwindigkeit der YBR 125 durchaus zufrieden sein.
Auch wenn es in Deutschland mancher Autofahrer nicht so
sieht...

Auf den Landstraßen in der Schweiz habe ich mich
jedenfalls wieder einmal viel wohler gefühlt.
Mal abgesehen von den dort vorgeschriebenen 80 km/h und dem
damit viel entspannteren Fahren sind mir dort auch deutlich
mehr Motorradfahrer mit »leuchtender« Bekleidung aufgefallen.
Ob nun in eng anliegender Textilkombi mit ein paar
fluoreszierenden Einsätzen oder komplett leuchtenden Jacken
mit retroreflektierenden Streifen – zumindest in der Ecke
Thurgau, Schaffhausen und Aargau scheinen Motorradfahrer
deutlich geringere Berührungsängste mit dem Material zu haben
als die große Masse der »deutschen Dunkelfahrer«.