14
Juli
2011
Ummelden eines Motorrads
Erneuter Spaß auf der Zulassungsstelle
Nach nicht ganz zwei Jahren habe ich natürlich auch mit
der XJ meinen Spaß auf der Zulassungsstelle. Allerdings lief
es dann doch deutlich reibungsloser ab als
damals
mit der YBR und dem CoC.
Wartenummer der Zulassungsstelle
Schon beim Ziehen der Nummer musste ich schmunzeln.
Irgendwie komme ich wohl so schnell nicht von der 125er weg?
Und wenn es auch nur meine Wartenummer für die
Zulassungsstelle ist.
Nach etwa 15 Minuten Warten erhielt ich die Erlaubnis an den
Schalter treten zu dürfen. Rucksack auf, Papiere und
Kennzeichen (plural) auf den Tresen.
Ich habe ja alles dabei, eigentlich kann gar nichts
schiefgehen – so wie immer also.
Nach und nach reiche ich der freundlich-angespannten Dame der
Reihe nach meine Reservierung für das Wunschkennzeichen, die
Deckungskarte der Versicherung, das alte Kennzeichen sowie
den Fahrzeugbrief und Fahrzeugschein unter der tief bis über
den Tresen gezogenen Scheibe hindurch.
Alles wird begutachtet, der Zettel mit der Reservierung des
Wunschkennzeichens gefaltet und in den Brief gelegt. Ich
erhalte ein Formular auf welchem ich artig meine Personalien
angeben soll.
D: »Ich brauche auch noch ihren Personalausweis.«
X: »Aber natürlich, ... Bitteschön.«
D: (
gibt Daten am PC ein)
»Wollen Sie ein Wunschkennzeichen für Ihr Motorrad?«
X: »Ja, das war das erste Blatt was ich Ihnen gegeben
habe?«
D: (
durchsucht die Papiere auf dem
Tresen) »Ah, da ist sie ja.«
Es folgt ein geschäftiges Treiben auf der Tastatur während
ich voll und ganz mit meinem Formular beschäftigt bin.
Zwischendurch wird auch noch ein weiterer Kunde abgefertigt
welcher nur noch die bereitliegenden Papiere abholen musste
– nachdem er am anderen Ende vom Saal an der Kasse gezahlt
hatte.
X: »Den Vermerk mit dem Saisonkennzeichen haben Sie
gesehen?«
D: »Nein, wo?«
X: »Auf dem Blatt mit der
Wunschkennzeichenreservierung.«
D: »Dann muss ich das noch eintragen.« (
gibt weiter Daten am PC ein) »Haben Sie
das Formular ausgefüllt?«
X: »Ja, es liegt schon auf Ihrer Seite der Scheibe.«
D: (
versucht die Bankleitzahl
einzugeben, erhält immer Fehler) »Was soll das für eine
Bankleitzahl sein?«
X: (
schaut auf den Monitor) »Sie
haben die Nullen nicht eingegeben.«
D: »Aber Sie haben alle Nullen doch durchgestrichen?«
X: »Ich schreibe meine Nullen immer so, wer das jahrelang im
Beruf machen musste bekommt das nur schwer wieder weg.«
(Anm.: »Ø«)
D: (
schüttelt den Kopf gibt nun die
Bankleitzahl mit Nullen ein) »Schauen Sie bitte hier ob
alle Angaben korrekt sind und unterschreiben Sie dann.«
X: (
kontrolliert die Angaben und
unterschreibt) »Es passt alles.«
D: »Ich gebe Ihnen jetzt einen Beleg. Damit können Sie sich
dann ein neues Schild machen lassen.«
X: (
deutet auf den Tresen) »Aber
das neue Schild ist doch schon da?«
D: (
schaut irritiert) »Sie haben
schon das neue Schild mitgebracht?«
Während ich den Gedanken habe »Nein, das zweite Schild war
bisher vorne am Motorrad dran« zu sagen , besinne ich mich
darauf das bei Behörden Ironie und Sarkasmus meistens nicht
sonderlich zielführend wirkt.
X: »Ja, ich habe das neue Schild schon mitgebracht.«
D: »Dann müssen Sie nur noch vor zur Kasse und bezahlen.
Danach kommen Sie wieder zu mir.«
X: »Den alten Fahrzeugbrief möchte ich entwertet wieder
mitnehmen.«
D: (
sieht ein wenig genervt aus)
»Dann entwerte ich ihn und legen Ihnen den Brief zu den neuen
Papieren.«
Ein kurzer Spaziergang durch die Halle um sich an der Kasse
erneut zum Warten einzureihen. Nach etwa fünf Minuten darf
ich bezahlen und komme mit der Quittung zurück zum Schalter.
Alles liegt bereit, nur die Papiere liegen mutmaßlich
sicherheitshalber auf dem Schreibtisch. Nachdem ich die
Quittung unter der Glasscheibe hindurchschiebe erhalte ich
die Papiere.
Ich schaue kurz den neuen Brief (nun Zulassungsbescheinigung
Teil II) und den neuen Fahrzeugschein (nun
Zulassungsbescheinigung Teil I) an. Na prima. Obwohl keine
Reifenfabrikatsbindung für die XJ 600 besteht habe ich nun
auch den folgenden sinnfreien Satz im Schein:
»Reifenfabrikatsbindung gem. Betriebserlaubnis beachten«.
Aber das passiert ja leider noch immer automatisch.
Und was hat mich diesmal der Behördengang gekostet? 48,70
Euro. Der Betrag besteht aus den folgenden Posten:
29,50 Euro - Umschreibung (Halterwechsel)
9,00 Euro - Ausstellung vom neuen Brief bzw.
»Teil II«
10,20 Euro - Wunschkennzeichen
Für den Erhalt des alten Briefs musste ich nichts extra
bezahlen. In manchen Zulassungsstellen wird dafür wohl auch
eine gesonderte Bearbeitungsgebühr erhoben – laut
Internetforen.
Kosten für die Umschreibung der XJ 600
Alter, entwerteter Fahrzeugbrief
Was die gute Dame vermutlich irritiert hat – abgesehen von
meinen durchgestrichenen Nullen –: Wie ich einfach so
schon ein Kennzeichen haben kann ohne das sie mir dafür die
»Genehmigung« ausgestellt hat.
Dabei ist die Antwort doch so einfach: Das macht jeder
Schildermacher. In jedem Fall jene, welche ihre Dienste auch
online anbieten. Nebeneffekt der Online-Bestellung: Trotz
Versandkosten sind die Kennzeichen günstiger als beim
Schildermacher um die Ecke. Und man spart sich obendrein auch
noch Zeit wenn man ohnehin ein Wunschkennzeichen reserviert
hat.
Gut, mit der Gebühr für das Wunschkennzeichen kommt man
wieder in etwa auf Null raus, dafür muss man sich aber nicht
noch einmal anstellen – und man hat ein Wunschkennzeichen.
Deeplink
Ein paar Zeilen über Kennzeichen
Im Zusammenhang mit dem Zulassungsverfahren bietet es
sich natürlich an auch noch ein wenig über Kennzeichen am
Motorrad zu philosophieren.
Zunächst einmal was früher, also vor der Einführung der
sogenannten »kleinen EU-Motorradkennzeichen« in Deutschland
(seit dem 8. April 2011) üblich war. Große Buchstaben und
entsprechend breite Kennzeichen. Bei vier Zeichen in der
zweiten Zeile kommt das alte nicht-EU-Kennzeichen meiner XJ
600 auf stolze 260 mm Breite. Aufgrund solcher Maße (260x200
mm) sind die Kennzeichen bei Motorradfahrern auch allgemein
als Kuchenbleche oder Pizzableche (abhängig vom persönlichen
Geschmack

) bekannt und nicht sonderlich beliebt.
Altes Motorradkennzeichen 260x200
Von der Kette hochgeschleuderter Dreck
Altes und neues Kennzeichen im Vergleich
Im direkten Vergleich wirkt das neue Kennzeichen mit
der sogenannten FE-Mittelschrift erst einmal ungewohnt, aber
mit 220 mm Breite auch erkennbar schmäler.
Über die Schriftgröße – bei manchen ja noch als »Traktoren
und Moped-Schrift« verschrien – und die ungewohnte
Positionierung der Siegel kann man diskutieren.
Aber am Ende zählt wohl nur eins: Es ist schmäler. Für die
neuen Kennzeichen für Motorräder gibt es übrigens leider eine
gesetzlich vorgeschriebene Mindestbreite von 180 mm (siehe
FZV Anlage 4 Abschnitt 2, 2a. »Kraftradkennzeichen«).
Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Kennzeichen: Die
sogenannten »Feststoffplaketten« und Klebeplaketten. Es gibt
keine deutschlandweit einheitliche Regelung, daher haben
schon vor etlichen Jahren einige Städte und Kreise keine
Feststoffplaketten mehr während andere Kreise noch immer
daran festhalten.
Feststoffplakette für den Kreis
Geklebtes Siegel für den Kreis
Feststoffplakette für die nächste HU
Wer online ein neues Kennzeichen bestellt sollte sich
vorher darüber informieren ob er überhaupt noch die Halter
für Feststoffplaketten mitbestellen muss.
Im Zweifelsfall lieber ohne Halter bestellen. Sollte man in
einem Kreis wohnen in denen die Halter noch notwendig sind
kann auch der nahegelegene Schildermacher für kleines Geld
die Halter anbringen.
Wo wir gerade beim Thema »Halter« sind geht es damit auch
gleich weiter. Nicht für Feststoffplaketten, sondern für das
ganze Kennzeichen. Wer kennt es nicht von Maschinen welche
schon länger unterwegs sind: Eingerissene Kennzeichen.
Kennzeichenklemmhalterung für das Motorrad
Durch Vibrationen reißen die aus nur relativ dünnem
Aluminium bestehenden Kennzeichen gerne ein wenn sie mit
Schrauben befestigt wurde. Daran ändern bei manchen Maschinen
auch keine unterlegten Gummischeiben etwas.
Warum nicht einfach das Kennzeichen wie schon lange bei PKW
üblich mit einem Klemmrahmen befestigen?
In anderen Ländern ist dies schon lange auch an Motorrädern
kein ungewöhnliches Bild mehr. Beispielsweise in der Schweiz
oder in Österreich. Wobei in diesen beiden Ländern auch die
Verwendung von Wechselkennzeichen seit Jahren kein Problem
ist und eine Halterung natürlich sehr förderlich ist.
Montierte Kennzeichenhalterung
Mit eingesetztem Kennzeichen
Natürlich ist der dicke, schwarze Rand optisch nicht
unbedingt ansprechend. Dafür kann man ihn sich gegen einen
geringen Aufpreis auch noch beschriften lassen. Oder man
sucht sich einen nahegelegenen Betrieb für
Folienbeschriftungen und lässt sich einen Schriftzug
ausplotten.
Ob nun eine Internetadresse oder ein Vermerk wie »Die
Lackierung ist vom Vorbesitzer« – der Phantasie sind nur
bezüglich der Größe der Beschriftung Grenzen gesetzt.