Nachdem ich die letzten knapp 10 Jahre beim Camping primär
auf Gas gesetzt habe, wollte ich nun nicht wieder
Gaskartuschen herumschleppen. Meine guten, alten Sachen von
Campingaz habe ich fast vollständig verkauft. Mit dem
VW-Bus unterwegs haben die Kartuschenkocher keinen Sinn
mehr gemacht. Daher habe ich für die Touren mit dem Bus nur
noch den großen Lagon Z mitsamt 5 kg Gasflasche behalten.
Für eine Motorradtour in etwa so geeignet wie Flip-Flops
und ein Fahrradhelm...
Nichts gegen die Ventilkartuschen von Campingaz. Auch den
»Twister 270« habe ich positiv in Erinnerung. Aber: Die
Kartusche nimmt den Platz weg, den man auch für andere
Dinge hätte gebrauchen können.
Daher fiel meine Wahl nach einigem Suchen auf einen mit
Spiritus betriebenen Kocher aus Schweden.
Das vom schwedischen Militär verwendete Set wurde von
Trangia produziert. Für den eigentlichen Brenner gibt es
noch immer das mutmaßlich einzige Ersatzteil zu kaufen: Den
Dichtring im Brenner.
Wie das Kochgeschirr aus Beständen der schwedischen Armee zusammengesetzt ist, ist auf dem folgenden Bild zu sehen. Die Variante welche ich erhalten habe ist aus Aluminium mit dem klassischen Brenner von Trangia, welcher aus Messing gefertigt ist. Die Zustandsbeschreibung »gebraucht aber neuwertig« traf in jedem Fall auf die beiden Alugefäße zu. An der Oberfläche waren keinerlei Spuren vom Einsatz auf einem Brenner zu sehen. Der Brenner selbst zeigte jedoch einige Gebrauchsspuren und ein paar der kleinen Löcher am Rand waren verschlossen. Dieser kleine Makel ließ sich aber umgehend und problemlos mit einer Nadel beheben.
Der Lieferumfang des Trangia Spirituskochers aus Militärbeständen:
Der Aufbau des Kochers ist mit wenigen Handgriffen erledigt. Die folgenden vier Bilder genügen um den Ablauf darzustellen.
Im Windschutz befinden sich zwei Metallbügel. Auf diesen
Bügeln können »Kochtopf« oder »Essnapf« aufgestellt werden.
Der »Essnapf« ist so geformt, dass er als Deckel für den
größeren »Kochtopf« dienen kann.
Wie beim »Meta 50« der schweizerischen Armee kann man
versuchen, gleichzeitig beide Gefäße zum Kochen zu
verwenden. Laut Beschreibungen im Internet ist jedoch
einiges an Geduld notwendig.
Es sei einfacher, die Soße für seine Nudeln einfach nach
den Nudeln zu kochen, wärend die Nudeln durch den
Schlafsack geschützt noch »al dente« werden bzw. nicht
auskühlen.
Der Brenner muss natürlich nicht von oben in den Windschutz
gestellt werden. Die Öffnung im Boden des
Windschutzes ist so groß, dass man ihn über den
angezündeten Brenner setzen kann.
Nachdem man den Brenner mit Spiritus gefüllt hat (maximal
zu ¾ befüllen), wird er einfach mit einem
Streichholz oder etwas Vergleichbarem entzündet.
Der »Napf« hat an seinem Stiel zwei ausklappbare D-Ringe,
welche zur Befestigung eines improvisierten Griffs in Form
eines Astes dienen können. Dies habe ich auch auf dem Bild
oben nachgestellt. Es funktioniert ohne Probleme und
erleichtert den Umgang dem Kit enorm.
Nicht mit Bildern dokumentiert ist die Variante mit dem
größeren »Topf«. Dieser besitzt leider keinen Griff, dafür
kann er am Henkel vom Brenner genommen werden. Ein
zusätzlich befestigter Haken kann dazu verwendet werden,
den Topf auch über einem Lagerfeuer aufzuhängen.
Nach der Vorstellung des Kits und der typischen
Einsatzmöglichkeiten noch Packmaß: Etwa 18x11x17 cm (L B H)
nimmt der Kocher in Anspruch. Die von mir erworbene
Variante ist aus Aluminium. Es gibt auch noch eine Variante
aus Stahl. Diese wird im Internet auch angeboten,
allerdings deutlich teurer als das Set mit »Napf« und
»Topf« aus Aluminium.
Wie alt ist eigentlich so ein gebrauchter Kocher aus Armeebeständen? Wenn es in Schweden so gehandhabt wird wie in Deutschland, sind die eingeprägten Zahlen das Herstellungsjahr. Wenn dies zutrifft, wurde mein Kocher aus mehreren »zusammengewürfelt«. Der Windschutz ist von 1967, »Napf« und Teller von 1962 und der Brenner ist aus dem Jahre 1986.
Während der Brenner stärkere Gebrauchsspuren aufweist und der Windschutz einige Kratzer abbekommen hat, schienen Alutopf und -napf bisher noch nie verwendet worden zu sein. Hier und da natürlich auch ein paar Kratzer, die könnten aber auch erst beim Umlagern und Konfektionieren bei den Händlern von gebrauchten Armeeausrüstungen entstanden sein.
Ein paar Bilder wie man das Set ineinander stellen kann
sind ja ganz nett. Jedoch wird wohl das Kit im
tatsächlichen Einsatz viel interessanter sein und auch den
einen oder anderen über Google (oder einen Forenbeitrag
oder eine andere Suchmaschine) auf diese Seite hier geführt
haben?
Nicht wundern das der Kocher offensichtlich innerhalb eines
Hauses betrieben wurde. Draußen wäre es natürlich deutlich
idyllischer gewesen, jedoch sieht man die Flamme des
Brenners dort deutlich schlechter. Daher die Wahl für den
sicherlich nicht üblichen Einsatzort des Trangia.
Das Anzünden mit einem handelsüblichen (Gas)Feuerzeug ist nicht direkt möglich. Ich habe mir mit einem Büschel trockener Grashalme ausgeholfen. Einfach das Gras neben dem Brenner entzündet und die Flamme in den Brenner gehalten. Schon ist der Spiritus entfacht. Mit etwas Geschick können auch sogenannte »Feuerstahl Anzünder« (beispielsweise von »light my fire«, ebenfalls aus Schweden) verwendet werden.
Etwa vier Minuten nachdem ich das Wasser im Alu »Essnapf«
über den Brenner gestellt habe, begann es zu kochen.
Natürlich ist ein solcher Test mit Wasser aus der Leitung,
in einem geschlossenen Raum und somit bei Windstille und
etwa 18 °C Raumtemperatur nicht für Ergebnisse unter freiem
Himmel (oder in einem Zelt) aussagekräftig, aber eventuell
hat es ja doch jemanden interessiert?
Ein weiterer Vorteil vom hier vorgestellten Set gegenüber
den Gaskochern wie ich sie früher verwendet habe: Die
Gaskocher haben häufig eine relativ geringe Auflagefläche.
Je nachdem wie groß der Topf ist (oder uneben der Boden)
kann es schon mal passieren, dass der Topf vom Gaskocher
gerutscht ist. Beziehungsweise das man darauf achten
musste, das eben dies nicht passiert.
Beim schwedischen Armeekocher entfällt diese Sorge, denn
der Topf (oder Napf) sitzt fest im Windschutz und kann
nicht einfach so vom Brenner herunterruschen.
Nimmt man den »Topf« oder »Napf« vom Brenner herunter, ragt
die Flamme bis über den Windschutz hinaus. Es war noch
genügend Spiritus im Brenner vorhanden, er hätte sicherlich
noch einige Minuten weiter gebrannt.
Jedoch wollte ich ja nur heißes Wasser haben und nicht
sämtlichen Spiritus verbrennen. Zum Löschen der Flamme kann
der Deckel des Brenners verwendet werden. Natürlich ist vor
dem Auflegen des Deckels der Dichtungsring zu entnehmen.
Den Deckel nicht aufschrauben, sondern einfach nur
auflegen. Danach den Brenner einfach abkühlen lassen und
derweil das Gekochte genießen.
Wird der Deckel aufgeschraubt während der Brenner noch heiß
ist, könnte es im abgekühlten Zustand des Brenners ein
größeres Problem werden den Deckel wieder
abzubekommen.
Was vielleicht auch noch für manchen beim Einsatz in der
Natur interessant sein könnte: Der Brenner bietet – im
Gegensatz zu so manchem Gas- oder Benzinbrenner – so gut
wie keine Geräuschentwicklung und die Flamme wird durch den
Windschutz optimal abgeschirmt.
Der Trangia hat nicht umsonst den Ruf einer der besten
Kocher zu sein. Er ist einfach konstruiert, somit kann
nicht viel kaputt gehen. Er wird mit Alkohol betrieben,
dieser ist in den meisten Ländern aufzutreiben – im
Gegensatz zu mancher Gaskartusche.
Dennoch sind beim Umgang mit dem Brenner ein paar Dinge zu
beachten. Eine vermutlich unvollständige Zusammenstellung:
Für die Bilderserie hatte ich nun also Wasser zum Kochen gebracht. Was kann man damit anstellen? Nun, beispielsweise Nudeln kochen. Oder Tütensuppen zubereiten. Oder aber man verwendet es um den Grundstein von allem Camping zu genießen: Tee.
Was jetzt noch fehlt: Gutes Wetter so wie beispielsweise
heute, ein Ziel vor Augen und eine entsprechend gepackte
Gepäckrolle auf der YBR 125.
Den Earl Grey habe ich zumindest schon während des
Schreibens dierser Zeilen vollständig genossen. Natürlich
ohne Zucker und Milch – hätte ich beim Camping ja auch
nicht mit dabei.
Ich habe den oben abgebildeten und beschriebenen Kocher
online bei www.ranger-shop.de
bezogen.
Anders als auf dem Aufkleber in den Bildern angegeben hat
mich der Kocher jedoch keine knapp 15 Euro gekostet,
sondern nur lediglich geringfügig weniger als 10 Euro.
Über den Autor dieses Beitrags | |
Martin »X_FISH« Schmidt E-Mail: lqTyhDUyvpzMlMKIhYzEyoJS Websites: www.x-fish.org www.gaskutsche.de YBR-125-Besitzer von 05.2009 bis 07.2011 Führerschein seit 07.2011 (A), 08.2009 (A1), 10.1993 (B) Aktuelle Maschine: '95 Yamaha XJ 600 S / '97 Suzuki GSF 1200 Weitere Informationen: Blog-Startseite 44570609 |